Mein Rucksack und ich ziehen manchmal zusammen los. Er trägt Zelt und Kocher, ich trage ihn. Mittags steuern wir am liebsten Kirchen an. Weil es auf dem angrenzenden Friedhof einen Wasserhahn gibt. Oft auch eine Toilette. Immer gibt es eine Stufe, eine windgeschützte Nische, eine Wand zum Anlehnen, wo man Brot und Käse auspacken und Pause machen kann. Das Wichtigste dabei ist das Gefühl: Hier wird uns niemand vertreiben. Hier ist Platz, hier ist Unterschlupf, hier ist Dach auf Zeit. Nie denke ich mehr als beim Wandern: Kirchen sind Rast- und Gasthäuser für alle. Keine Schranke, kein "Zutritt nur für Mitglieder". Auf den Grabsteinen lerne ich Marthe und Hinrich kennen, unsere Leben berühren sich eine Mittagspause lang. Wenn die Kirche offen ist, zünde ich noch eine Kerze an. Für die Nächsten, die kommen.
Pflückt Kirschsekunden, findet Atempausen.
Die Gänse rufen: Der Sommer ist größer ohne Größenwahn.
Und sie müssen es wissen, sie können fliegen. Ganz ohne Privatjets.
Herzliche Grüße von unterwegs!
Die Welt war schon mal besser. Sie war aber auch schon mal schlechter. Heute werde ich nicht als Hexe verbrannt, was der Uroma meiner Uroma durchaus noch hätte passieren können. Meine statistische Lebenserwartung liegt bei 83 Jahren, während in der Steinzeit 30 Jahre schon ein langes Leben waren – und das bei ständigem Zahnschmerz. Trotzdem will ich nicht so tun, als sei alles in Butter. Das ist es nicht. Aber hej – Hoffnungslosigkeit können wir uns nicht leisten. Was wir brauchen, ist Rückenwind: Geschichten, die davon erzählen, wie wir die Welt verbessern können, während die Ewig-Gestrigen sich immer noch über angebliche Gender-Pflicht und Wurstverbote aufregen. Geschichten, die Lust auf Zukunft machen. Weil sie davon erzählen, dass viel mehr möglich ist... weiterlesen