Sternchen

Gibt's hier als Postkarte: editionahoi.de
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Das ZDF gendert Islamist*innen. Viele finden das blöd. Ich finde es gut. Solange man kein Dogma daraus macht. Nicht bei jedem vergessenen „innen“ eine Grundsatzdiskussion beginnt, nicht wegen eines kleinen Sternchen den Weltuntergang wittert. Meine Aufgabe ist es, kreativ damit umzugehen. Eine Sprache zu finden, die schön und präzise ist und den Horizont weitet. Das ist manchmal tricky, aber das ist es auch ohne Gendersternchen. Ich sehe es als Herausforderung. Und ich mag Herausforderungen. Als ich „Islamist*innen“ las, habe ich mich natürlich sofort gefragt, wieviel weibliche es wohl gibt. Und wie viele, die sich keinem Geschlecht oder beiden zuordnen. Letztere tendieren wahrscheinlich gegen Null. Zumindest jene, die sich das eingestehen. Dabei könnte es sie trotzdem geben. Das Sternchen macht die Welt und mein Denken mehrdimensionaler.

Ich schreibe selten über Islamist*innen und mehr über Gott. Dass Gott kein Er ist und keine Sie, ist sowieso klar. Trotzdem wird oft so gesprochen, als sei Gott ein mittelalter Mann mit Hut. Wieso reden wir immer noch so? Herr, Vater, Schöpfer, Er. Ich weiß: Grammatikalisch ist das eine Herausforderung, weil Gott im Deutschen genauso männlich ist wie der Baum und der Apfel. Ich habe mein halbes christliches Leben damit verbracht, zu übersetzen. Mitgemeint zu sein, wenn von Brüdern die Rede ist oder von Christen. Neben die Metapher des Vaters die Mutter gesetzt (und immer gedacht: Ziemlich doof, wenn jemand mit einem oder beiden Elternteilen nichts Gutes verbindet. Was ja nicht so selten ist.). Meine Vorstellung von Gott ist integrativ. Jeden und jede zu sehen, weiter, offener, liebender als ich das kann. 

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