Als Frau Meckelbach aufersteht

Als Frau Meckelbach aufersteht, blühen die Narzissen. Im Grab ist es zu eng. Frau Meckelbach, litt Zeit ihres Lebens an einer leichten Form von Platzangst. Sie verlässt den Sarg und staunt, wie das möglich ist. Schließlich hat Egon massive Eiche gewählt, das, fand er, war er seiner Gattin schuldig. Und dann liegt ja auch noch eine Tonne Erde über ihr, ein unter normalen Umständen beängstigender Gedanke. Aber normal ist nichts mehr. Frau Meckelbach gleitet hinaus, ins Freie, ihren Körper lässt sie zurück. Ein kurzes Bedauern flammt in ihr auf, denn schließlich waren sie lange miteinander unterwegs gewesen. Andererseits gehörte Frau Meckelbach nie zu denen, die jedes Kleid aufheben müssen, weil es ja sein könnte, dass man es noch mal tragen würde. Nach einer Diät. Oder wenn die Mode wechselt. Frau Meckelbach braucht ihren Körper nicht mehr. Frau Meckel wird nie wieder Diät machen, sie atmet auf. Atmen funktioniert überraschenderweise. In ihrem Inneren ist ein so ungeheurer Drang nach Luft. Frühlingsluft. Sie saugt sie in sich ein, dass sie zu schweben beginnt, hinauf, hinauf, bis an die Grenzen der Vorstellungskraft. Und darüber hinaus.

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Kommentare: 4
  • #1

    Gundolf (Dienstag, 22 April 2025 12:14)

    Danke❣️
    Welch wunderbare Beschreibung des Unvorstellbaren.
    Bleibt behütet❣️

  • #2

    Sylvana (Samstag, 26 April 2025 22:05)

    Bei der Überschrift hat wohl die Autokorrektur zugeschlagen.
    Das tut dem Text natürlich keinen Abbruch, hat mir aber bereits im ersten Satz ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
    Danke dafür und für das schöne Bild für diesen tröstlichen Gedanken...

  • #3

    *freudenwort (Montag, 28 April 2025 13:04)

    @Sylvana: O ja. Ist korrigiert :-)

  • #4

    annette (Montag, 28 April 2025 19:23)

    .....so ein seelenstreichler......ich dnake dir
    herzlichst annette

 

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