
Ich war mal Maikönigin. Also nicht offiziell, nicht mit Schärpe und Presse und Trallala. Es war einer dieser Tanz-in-den-Mai-Feiern, die man damals noch Feten nannte, und wir waren ziemlich unter uns. Irgendwo in der Nähe von Steinhude, falls euch das was sagt. Mein Ruhm währte kurz, ich nehme an, von Mitternacht bis zum Morgengrauen, was aber überhaupt nichts machte. Schließlich erinnere ich bis heute daran, wie das ist: Einmal Königin sein. Nicht, weil ich die Schönste war (war ich nicht). Nicht, weil ich am besten tanzen konnte (konnte ich nicht). Nicht, weil mein Vater bereits König war (eher Bauer). Ich hatte zufällig am überzeugendsten ein paar Scherzfragen beantwortet. Keine große Sache. Was ich sagen will, ist: wie gut sich das anfühlt, für einen Moment zu glänzen. Bejubelt zu werden, ganz ohne Grund. Kurz genug, damit es nicht zu Kopf steigt. Lang genug für das
Gefühl: Du bist wer. Du zählst. Sagt Gott, immer wieder, lebenslang. Sollten wir so oft es geht weitersagen. Zum Beispiel heute Nacht: Setzt doch mal jemandem eine Krone auf. Und tanzt, schwebt, stolpert, lauft zusammen in den Mai.
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Antje Volpert (Mittwoch, 30 April 2025 14:49)
Wunderbar! Vergisst man so leicht im Alltag, das mit der "königlichen" Würde von uns allen...