Wild

Gestern saß ich in der Filmhauskneipe. Es gibt guten Wein da und Rote Beete in Meerrettichsauce. Das ist sehr lecker. Aber es ist Fastenzeit. Wir hatten viel Spaß, möglicherweise mehr als mit Leitungswasser, das ist schwer zu beurteilen. R. sagte, er finde das alles Quatsch mit dem Verzicht. Dafür sei das Leben nicht da. Mir fiel Hildegard von Bingen ein. Die ist zwar schon fast tausend Jahre tot, aber einen Satz habe ich mir trotzdem gemerkt: Du benimmst dich wie die Jungen wilder Tiere, die noch kein Maß haben. Ich schätze, sie sah das mit dem Fasten anders. 

Kinder haben kein Problem sich zu berauschen. Sie drehen sich einfach so lange im Kreis, bis die Welt wackelt und der Boden schwankt. Schaukeln geht auch. Erwachsene brauchen Hilfsmittel. Wein oder Bier oder irgendwas Vergleichbares. Jesus soll gesagt haben: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, findet ihr nie das Himmelreich. Er hat nicht gesagt: Wenn ihr aufhört, Bier zu trinken, kommt ihr in den Himmel. Das spricht für das Schaukeln und gegen das Maßhalten.

Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass sich, wenn man schaukelt, die Frage nach dem Maß erübrigt. Ich hab schon lange nicht mehr geschaukelt.

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    gudrun (Montag, 17 März 2014 09:40)

    Liebe Susanne, ich werde ganz vergnügt, wenn ich diesen Text lese.
    Herzliche Grüße Gudrun

  • #2

    freudenwort (Montag, 17 März 2014 15:57)

    Danke! Viel Spaß beim (imaginierten) Schaukeln :-)

 

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