Arthur und der Herrgott

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Dass der Herrgott seine Lina im Mai geholt hatte, darüber ist Arthur wütend, so richtig wütend. Sein Mund ist ein schmaler Strich. Er will nicht mehr reden. Im Mai! Wenn der Flieder blüht und man alles für möglich hält, nur nicht den Tod. Wenn die Welt viel zu schön ist, um zu gehen. Hätte er doch warten können, bis November ist, denkt Arthur. Wenigstens das. Arthur nimmt dem Herrgott das übel und redet nicht mehr mit ihm. Soll er sehen, was er davon hat.

Ziemlich viel Schweigen ist jetzt in Arthurs Leben, weil die Lina nichts mehr sagt und weil er nicht mehr zum Kegeln geht und auch kein Skat mehr spielt, freitags im "Alten Krug". Weil er nicht mehr weiß, was er da soll, traurig, wie er ist. Da will er keinem mit auf die Nerven gehen, was sollen sie auch sagen, die anderen. Im Wohnzimmer tickt die Uhr, auf einmal hört Arthur sie wieder, bis auch sie aufhört zu ticken, weil Arthur sie nicht mehr aufzieht. Dann ist gar nichts mehr zu hören. Nichts, bis auf Arthurs Atem. Der ist noch zu hören. Und darüber ist Gott erleichtert, sehr erleichtert, nicht auszudenken, wenn er auch noch den Arthur verloren hätte, wo ihm schon die Lina so fehlt, da unten auf der Erde. Die Lina mit ihrem unerschütterlichen Optimismus und ihren aufgekrempelten Ärmeln, damit sie immer anpacken konnte, wo es nötig war. Die Lina, die die Welt ein winziges Stück besser machte. Gott seufzt und setzt sich neben Arthur. Zusammen sitzen sie da und zusammen sind sie eine ganze Weile traurig. Bis sie schließlich aufstehen und rausgehen, um zu gucken, was das Leben macht. 

 

NDR2, Moment mal

 

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Kommentare: 3
  • #1

    dorothee.anton@gmx.de (Mittwoch, 17 Mai 2017 17:08)

    Liebe Susanne

    immer wieder genieße ich deine Freudenworte. Sie tun mir gut und berühren mich tief. Sie lassen mich lächeln, auch wenn es mal gerade nichts zu lächeln gibt. Sie erinnern mich, dass das Licht immer irgendwo ist..alles was ich tun muss, ist aufzustehen und rauszugehen.
    Danke

    Dorothee

  • #2

    Elke R. (Samstag, 27 Mai 2017 23:59)

    So dicht, so nah am Menschen...dein Gott...mein Gott...so gut nach zu empfinden. Wünschenswert.
    Habe heute (27.5.2017) an deiner Schreibwerkstatt auf dem Kirchentag teilgenommen, bin tief mitgenommen, habe hier nachgelesen und will mehr...lesen ...schreiben...in Worte fassen.

  • #3

    *freudenwort (Montag, 29 Mai 2017 09:25)

    ... danke, liebe Elke. Es war eine wunderbare Schreibwerkstatt, dank der vielen inspirierten Mitschreiber.innen. Hach. Kirchentag! Viel Freude beim Weiterlesen und -schreiben!

 

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