Lebenslauf des Scheiterns

Das eigene Leben, eine Erfolgsstory. Das gelungene Risotto. Der Halbmarathon. Die entzückenden Kinder samt Minisaxophonen. Retuschiert und in Farbe auf Facebook zu sehen. Toll, denke ich, während ich versuche, meine Strickjacke zu stopfen. Langweilig, denken sich die Macher des Museums des Scheiterns und präsentieren: Misserfolge. Weil in Wirklichkeit bis zu 90% unseres gesamten Tuns nicht klappt. Versuch und Irrtum eben. Nur, dass der Irrtum meist unter den Teppich gekehrt wird, weil er sich doof anfühlt. Johannes Haushofer ist Professor an der Universität Princeton. Er hat seinen Lebenslauf des Scheiterns ins Netz gestellt. Eigentlich wollte er damit nur eine Freundin aufmuntern, die eine Stelle nicht bekommen hatte. Die virale Resonanz war riesig. Als würden die Leute aufatmen, weil sie mit ihren Misserfolgen nicht allein dastehen. Klar: Bei einem Professor an einer Eliteuni hat viel geklappt. Aber vieles eben auch nicht.

Hier mein Lebenslauf des Scheiterns. Unvollständig, versteht sich.

  • Eine Zirkusvorstellung im zarten Alter von fünf. Wir hatten Einladungen für alle Nachbarn gemalt. Dann regnete es. Letztlich war das unser Glück, denn beim Üben des Programms, das zwei Stunden später stattfinden sollte, merkten wir: Wir können nichts, was annähernd nach Zirkus aussieht.
  • Im reiferen Alter von 15 fragte mich eine Freundin, ob ich Flöte spielen kann. Ich dachte: so schwer kann das nicht sein und sagte Ja. Ohne je einen Ton gespielt zu haben. Zwei Wochen später traten wir als Duo im Sonntagsgottesdienst auf. Gut, dass Kirchenbesucher barmherzig sind…
  • Beim Schafsitten hat sich ein Lamm erhängt. Das war ein sehr tragisches Scheitern. Übrigens nachdem zuvor die gesamte Herde ausgebüxt war. Als Schafhirtin tauge ich nicht.
  • Einer meiner ersten Aufträge, ein Text für das Magazin „Junge Soldaten“ wurde abgelehnt. Ich sollte über die Hölle schreiben. Offenbar tat ich das nicht plausibel genug.
  • Auch nicht von Erfolg gekrönt war das Seminar „Wir wollen doch nur spielen“. Anscheinend haben das alle wörtlich genommen. Es gab keine Anmeldungen.
  • Neben einer Kündigung, zahlreichen unbeantworteten Bewerbungen und einer Absage nach einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle zur Prävention von Rechtsradikalismus war auch meine Karriere als Pizzafahrerin nach zwei Abenden beendet. Nach zahlreichen Beschwerden über kalte Pizzen wurde ich in die Küche versetzt.
  • Der Versuch, Faber Castell für das Sponsoring meiner Seminarbleistifte zu gewinnen, scheiterte ebenfalls (ich benutze trotzdem keine anderen!).

Meine Teilnahme an den Bundesjugendspielen lassen wir außen vor. Eine Kontaktanzeige brachte nicht den gewünschten Erfolg Mann. (Nein, jetzt brauche ich keine Zuschriften mehr.) Das Meldeverfahren der VG-Wort habe ich bis heute nicht verstanden (was mich quält. Ich dachte, ich sei schlau.).

To be continued.

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