Ich lebe mit Papst Franziskus zusammen. Leider auch mit Putin. Wir sind einander noch nie begegnet, aber wir leben gemeinsam in einer ziemlich großen WG. Die nennt sich Welt. Wir haben noch viele weitere Mitbewohner und Mitbewohnerinnen. Nicht alles klappt reibungslos, der eine vergisst notorisch, den Müll rauszubringen, der andere kippt seine Schwermetalle ins Meer, und so richtig saubergemacht wurde schon lange nicht mehr. Entgegen der allgemeinen Annahme, dass WGs dauernd lustige Partys feiern, gibt es einige, die ständig wegen irgendwas beleidigt sind und nicht mitfeiern.
Dennoch würde ich niemals ausziehen. Es sind so viele interessante Leute dabei und wir gestalten unser Haus, jeder in seinem Zimmer und manchmal gemeinsam in der Küche.
Klar, gibt es Großmäuler und ein paar fiese Gestalten sind auch dabei. Aber die gibt es überall. Eine starke Gemeinschaft fängt das auf. Trotz aller Gegensätze gehören wir doch zusammen! Wir atmen dieselbe Luft. Wir rechnen mit denselben Zahlen, unsere Träume schweben in einem Raum, und es ist ein Himmel, der sich über uns spannt.
Unser Vermieter lässt sich übrigens selten blicken. Er scheint darauf zu vertrauen, dass wir verantwortungsvoll mit seinem Eigentum umgehen. Sein Name ist Gott, einfach Gott; ich weiß nicht mal, ob er ein Mann oder eine Frau ist. Am Ende, wenn ich ausziehe, wird es ein Abnahmeprotokoll geben. Damit der nächste einziehen kann, ohne das totale Chaos vorzufinden.
Gesendet in "Moment mal" auf NDR 2.
Hier auch zum Anhören: https://www.ndr.de/ndr2/Moment-mal,audio471970.html
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