Ich färbe Eier und male in Goldbuchstaben ein A und ein O.
Ich hole grüne Zweige herein, den Teig knete ich für das Osterbrot. Ich habe Öl gekauft, es riecht nach Rosen, das geht unter die Haut. Ich kenne die Gesänge, angestimmt in einer fernen Welt und ohne Ende gesungen. Dies ist die Nacht.
Ich stehe auf und schleiche mich hinaus, bevor die anderen erwachen. Keine Ahnung, was ich erhoffe, aber der Morgen wird da sein, die Vögel werden da sein, und ich – ich werde auch da sein. Vielleicht begegne ich einem in weißen Kleidern, auch wenn das wahrhaft unwahrscheinlich ist. Aber Ostern ist sowieso nichts für Kopfrechner.
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Jeannette Christen (Montag, 13 April 2020 18:18)
Das Wunder des Lebens sehen riechen hören schmecken. Neugierig bleiben wie ein Kind wo bist Du ?
Gundolf (Montag, 13 April 2020 21:32)
Ausstehen um 4h30, das ist Ostern. Aufstehen zum geliebten Osterfrühgottesdienst, Beginn meist um 5h30. Dunkle Kirche und die traditionellen Texte. Irgendwann dann Kerzen und spätestens zum Sonnenaufgang das »Christ ist erstsnden«. Perfekt. Nur wenn es keine Gottesdienste geben kann, was dann?
Selber machen ist die Devise: ebenfalls 4h30 aufstehen, 5h30 am abends zuvor vorbereiteten kleinen Altar sitzen und den Ostermorgengottesdienst feiern. Für die Familie auch gestreamt, egal, ob jemand zuschaut. Und zum Abschluss die Fenster geöffnet und das »Christ ist erstanden« in den Morgen hinaus geschmättert. Die evangelische Version im Kreuzberger Vatikan. Das ist Ökumene. Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.
Und wir auch, um den Gottesdienst zu feiern!