Kleine Pfingstgeschichte

Vor 2000 Jahren, es ist Frühling, sitzen fünf Frauen und zwölf Männer unter einem Dach. Vielleicht waren es auch mehr. Fenster und Köpfe sind vernagelt, ihr Raum ist eng. Es ist gerade mal 50 Tage her, da wurde ihr Freund umgebracht. Wurde gefoltert und an ein Kreuz genagelt, wurde hängen gelassen, bis er tot war. Und allen, die zu ihm gehörten, wurde gedroht: Euch kriegen wir auch noch. Seitdem ist nichts mehr sicher.
 Zwar treffen sie sich auch nach Jesu Tod regelmäßig. Aber die Angst sitzt immer dabei. Obwohl er tausendmal gesagt hat: „Fürchtet euch nicht!“


Anfangs, in den ersten Wochen, war alles noch so lebendig. Da war er noch da. Beim Essen, wenn sie zusammensaßen, unterwegs. Sie spürten noch seine Kraft. Sie hörten noch seine Stimme: „Der Himmel ist ganz nah. Er hat längst begonnen.“ Mit der Zeit wurden die Worte leiser, bis sie schließlich ganz verstummten.


Seit zweitausend Jahren warten fünf Frauen und zwölf Männer auf ein Wunder. Vielleicht sind es auch mehr.
 Und plötzlich, an einem ganz normalen Tag im Frühling, passiert etwas. Es beginnt mit einem Kribbeln. Im Bauch oder in der Herzgegend. Aus dem Kribbeln wird ein Brennen, es entfacht sie zu neuem Leben. Plötzlich erinnern sie sich wieder: „Wo sind eigentlich unsere Träume hin? Wie konnten wir die vergessen?“


Sie öffnen die Tür und stürmen ins Freie. Viel zu lang haben sie hinter den Mauern gehockt. Viel zu lang haben sie geglaubt, jedes Wort aus seinem Mund konservieren zu müssen, damit bloß nichts verloren geht. 

Plötzlich ist die alte Begeisterung wieder da, plötzlich haben sie wieder Rückenwind: Eine stimmt ein Lied an. Einer dichtet eine Ode an die Freiheit. Gemeinsam rufen sie: „Wir sind mehr!“ Alle reden durcheinander, das ist kein Chor, das ist Chaos. Und Gott schwebt über dem Chaos und ist froh, dass wieder Leben in ihnen ist.


Auf der Straße bringen sie den Alltag ins Stolpern. „Was sind das für Leute?“, fragt eine Passantin.

„Ist denn schon Feierabend?“, wundert sich ein Kommunalbeamter.

Und ein Priester empört sich: „Die sind doch betrunken!“ Hunde bellen und ein Huhn entwischt dem Beil des Schlachters.


„Hier kommt die Zukunft“, rufen sie. „Und sie beginnt jetzt! Die Alten werden ihre Träume erzählen. Die Jungen werden ihre Utopien leben. Zusammen werden wir Prophetinnen und Propheten sein!“

Ein Kreis aus Menschen bildet sich um sie. „Sind das nicht die, deren Anführer getötet wurde? Wie kommt es, dass sie lachen?“

Erklären können sie das nicht. Trotzdem versuchen sie es. Sie stammeln und verheddern sich. Aber ihre Worte erzeugen ein Echo.

Wir können es hören: Jetzt.

 

So oder so ähnlich erzählt es die Bibel in der Apostelgeschichte

 

aus: Fernseh-Wohnzimmerkirche zu Pfingsten in der ARD. Kann man hier nachschauen:

https://www.ardmediathek.de/video/gottesdienst/pfingstgottesdienst-ueber-den-ur-schall/das-erste/

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